Lately, I've been, I've
been losing sleep
Dreaming about the things that we could be.
Dreaming about the things that we could be.
to
Anna
Bevor ihr die Augen verdreht, gebt diesem Post eine Chance! Tut ihn
euch bis zum Schluss an, bitte! Denn hier ist der bereits
angekündigte Feminismus-Post. Feminismus ist so ein Wort, bei dem
neunzig Prozent erst mal ein kalter Schauer über den Rücken läuft.
Hallo, Welt der unrasierten Beine, verbrannter BHs und Alice
Schwarzer! Und hey, ich meine, an was soll man auch sonst denken?
Hab ich auch immer gedacht und es demnach für schrecklich empfunden.
Wer verbrennt schon BHs? Habe nicht wirklich die Oberweite, mit der
das nichttragen von BHs eine gute Idee wäre. Alles in allem bin ich
eigentlich das Gegenstück zum Feminismus. Ich bin einer dieser
schrecklichen Menschen, die jede Frau „Ische“ nennt und über
„Frauen in der Küche“-Witze lacht. Als ich in Rom war, habe ich
auf die Frage „Gibt es im Vatikan eigentlich auch Frauen“ mit der
äußerst charmanten Aussage „Klar, irgendwer muss doch die Wäsche
waschen“ geantwortet. Das war auch mein kompletter Ernst damals.
Man konnte mich jahrelang mit dem Wort Feminismus jagen, schließlich
sind wir doch emanzipiert. Männer und Frauen haben doch die gleichen
Rechte. Was soll also der ganze Aufstand um dieses Thema noch? Ich
will sowieso Hausfrau und Mutter werden, da ist Feminismus doch
überflüssig, nervtötend und unheimlich peinlich. I've never been
so wrong.
Es ist mir mittlerweile unglaublich peinlich, dass ich relativ alt
werden musste um den Wert von Feminismus zu erkennen. Ich versuche
hier jetzt auch niemanden zu bekehren. Ihr könnt alle eure BHs
anlassen, ihr könnt so viel Make-Up benutzen wie ihr möchtet, ihr
könnt mit so vielen Männern schlafen wie ihr möchtet. Das ist euer
Recht! Das ist das Recht jeder Frau. Ihr könnt aber auch auf BHs
scheißen, nie Make-Up tragen und bis zur Hochzeit enthaltsam sein.
Das ist das Recht jeder Frau! Und schon sind wir mitten im Thema:
Jede Frau hat absolute Entscheidungsfreiheit über ihr Leben und
ihren Körper und sollte von niemandem verurteilt werden.
Ich will im Grunde nur auf einen einzigen Punkt hinaus: Feminismus
ist auch heute noch wichtig. Vielleicht sogar wichtiger als es in den
60er Jahren war. Denn in den 60ern wussten Frauen, dass es ein
Problem gibt. Das Männern und Frauen nicht gleichberechtigt sind und
haben dagegen etwas unternommen. Aber heutzutage belügen wir uns
selbst. Wir reden uns ein, wir wären gleichberechtigt sind es aber
leider noch lange nicht. Aber kaum eine Frau tut etwas dagegen, weil
wir es nicht sehen. Vielleicht einfach nicht sehen wollen. Das muss
sich ändern. Wir müssen wieder sehen, dass es so, wie es ist, nicht
richtig ist [keine Sorge, ich geh da gleich näher drauf ein, aber
ich muss ja erst mal meine epische Einleitung beenden ;-)]. Ich
persönlich bin der Meinung, dass jede klar denkende Frau
feministische Gedanken in sich trägt. Beziehungsweise würde ich
noch weiter gehen und sagen, dass jeder denkende Mann im Grunde
seines Herzens Feminist ist. Jeder denkende Mensch sollte Feminismus
unterstützen. Es geht jetzt auch gar nicht darum, irgendjemanden
dazu bringen zu wollen, laut „ICH BIN FEMINIST“ in die Welt zu
schreien, es geht einfach darum, über die Situation in unserer
Gesellschaft nachzudenken. Zu merken, dass da vielleicht das ein oder
andere noch falsch läuft.
Leider habe ich gerade die meisten meiner Bücher zu dem Thema
Feminismus verliehen. Daher ist alles, was jetzt kommt mehr oder
weniger aus meinen Kopf und ohne Quellenangaben. Sobald ich die
Bücher wieder habe, update ich das ganze hier mit den Quellen, damit
auch jedem klar ist, dass ich mir nicht irgendwas aus den Fingern
sauge.
Ich möchte auch gar nicht so ausführlich auf alle Aspekte von
Feminismus eingehen, es gibt dutzende Bücher, die sich mit diesen
Themen befassen und es hat seine Gründe, warum diese Bücher mehrere
hundert Seiten füllen. [Außerdem wäre es etwas dekadent zu
behaupten, ich würde alle Themengebiete kennen, mit denen sich
Feminismus beschäftigt.] Ich werde nur vier Themengebiete
anschneiden, die man sich am besten auf der Zunge zergehen lässt und
über sie nachdenkt. Sehr intensiv nachdenkt.
- Die ultimative Beleidigung.
Das schlimmste Schimpfwort, dass dir für eine Frau einfällt?
Schlampe, Hure, Bitch.
Das schlimmste Schimpfwort, dass dir für einen Mann einfällt?
Pussy, Schwuchtel, Hurensohn, Mädchen.
Gut, ich gebe zu, dieses Beispiel funktioniert auf Englisch besser
[fag, girl, pussy, cunt, sucker, und so weiter und so weiter] als auf
deutsch [im Deutschen haben wir noch Arschloch, Wichser, blablabla]
aber man erkennt das Grundkonzept, oder? Die Bezeichnungen für eine
Frau sind nur unnette Umschreibungen für eine Frau. Die
Bezeichnungen für einen Mann sind einmal eine politisch sehr
unkorrekte Bezeichnung für einen homosexuellen Mann [worüber ich
mich auch locker stundenlang aufregen könnte.] und der Rest sind
Beleidigungen gegen die Mutter bzw. schlicht das Wort Mädchen und
der Name eines Körperteils einer Frau. Jessica Valenti leitet so ihr
Buch „Full Frontal Feminism“ ein und regt dazu an, zu
hinterfragen, wieso die ultimative Beleidigung Frau-sein ist? Wieso
ist Mädchen überhaupt eine Beleidigung? Entschuldigung, sind
Mädchen weniger Wert als Jungs? Was macht Mädchen-sein schlechter?
Passend
dazu ist vor ein paar Tagen dieses Bild auf 9gag gepostet worden.
![]() |
Verwendete Schimpfwörter für einen Mann: "Fag", "Bitch", "Pussy" |
Wenn
wir mal den Inhalt ignorieren und nur auf die Wörter achten, die die
männlichen Strichmännchen verwenden, muss einem doch klar werden,
irgendwas ist mit unserer Gesellschaft falsch. Es gibt so viele
geschlechtsneutrale, politisch korrekte Schimpfwörter, warum können
wir die nicht verwenden? Wieso können wir uns nicht „Arsch“,
„Idiot“, „Dummkopf“, „Schwächling“, „Verlierer/Loser“
an den Kopf werfen? Sind wir dazu jetzt zu cool? Sind wir zu cool für
Respekt gegenüber anderen Menschen? [Ich ignoriere einfach mal, das
Schimpfwörter und Respekt gegenüber Anderen an und für sich
Antithesen sind. Aber wenn es jetzt nur wie in diesem Bild ist, wer
fake-beleidigt seine Freunde nicht manchmal? Das ist auch völlig ok
und verletzt auch – wenn überhaupt – nur die Person die wirklich
beleidigt wird, aber wenn du Wörter wie „Mädchen“ oder
„Schwuchtel“ oder „Spast“ verwendest, beleidigst du nicht nur
die Person, sondern mit ihr eine ganze Personengruppe. Und wie man
merkt bin ich ganz schön vom Thema Feminismus und Respekt gegenüber
Frauen abgekommen und in das Thema Respekt ALLEN Menschen gegenüber
gerutscht. Gut so, es geht nämlich leider nicht nur Frauen so.]
- Ähm, ich kann tragen was ich möchte?
Lustigerweise ist dies das Thema, dass mich überhaupt erst dazu
gebracht hat, mich etwas intensiver mit Feminismus zu befassen.
Jeder, der ab und an im Internet unterwegs ist, wird es schon gesehen
haben: Kommentare unter Bilder von verschiedenen Promis wie Katy
Perry – meist von jungen Männern, die noch nicht mal aus der
Pubertät draußen sind – mit freundlichem Inhalten wie „Woah,
geiler Ausschnitt. Will ich bangen. Und dieser Arsch, yummy.“
[denkt euch hier einfach noch ein paar Rechtschreibfehler]. Das
wechselt sich ab mit Kommentaren von – ebenfalls noch mitten in der
Pubertät steckenden – Mädchen, die das etwas anders sehen: „Ihh,
hat sie keinen Respekt vor sich? Zeigt ihre Titten immer so
offensichtlich!“ [hier bitte CooL€ ScHr31Bw€iSe einfügen].
Dazu hab ich genau Eins zu sagen: Es geht niemanden an, was ich
trage! Niemanden! Wenn ich jeden Tag in Minirock und mit Ausschnitt
bis zum Bauchnabel rumlaufen möchte, ist das mein Recht. Und es ist
nicht das Recht von anderen – egal ob männlich oder weiblich –
mich deshalb zu verurteilen. Ich bin deshalb keine Schlampe. Ich habe
deshalb immer noch Respekt vor meinem Körper. Ich kann doch zeigen,
was ich habe, wenn ich das möchte. Ich bin deshalb nicht leicht zu
haben. Und nur weil ich einen Rock trage, heißt das nicht, dass ich
möchte, dass man mir alle fünf Meter hinterher pfeift. Alter, was
geht denn? Egal was eine Person trägt, sie ist ein ganz normales
menschliches Wesen! Die Person verdient Respekt. Sie will nicht Sex
mit dir, nur weil da ein Rock ist. Sie provoziert dich nicht damit!
Es ist keine Ausrede, warum du sie vergewaltigst [Ja, victim blaming!
Ist tatsächlich 'ne Sache. „Sie hat ihre Vergewaltigung
herausgefordert, sie hatte 'nen Minirock an.“ WILLST DU MICH
VERARSCHEN? Und es gibt auf diesem Planeten Gerichte, die
Vergewaltiger wegen solchen Argumenten FREI sprechen. Auch so ein
Thema, auf das ich besser jetzt nicht eingehe, sonst sitzen wir
morgen noch hier.] Aber hört mal, das ganze funktioniert auch
andersrum. Wenn ich jeden Tag, auch im Hochsommer, hochgeschlossene
Oberteile trage, dann ist das auch ok. Wenn ich jeden Tag Hosen
trage, macht mich das nicht prüde. Das macht mich zu einer Person,
die Hosen mag. Und Hosen sind toll. [Was man hier jetzt noch toll
anhängen könnte ist: Warum ist Merkel so oft mit ihren „Modesünden“
in der Zeitung? Wen interessiert überhaupt, was sie trägt? Warum
war das angeblich „roboterähnliche“ Lachen von Hilary Clinton
viel öfter als ihre politischen Ansichten Thema in den Medien? Wer
bestimmt eigentlich was schön ist? Wieso lassen wir uns von den
Medien so krass in diesen Schlankheitswahn treiben? Warum sind wir
eigentlich nie glücklich mit dem Weg wie wir aussehen? Wer
profitiert eigentlich davon, dass Frauen sich ständig schlecht und
unsicher in ihrer Erscheinung fühlen?]
3. Hausfrau und Mutter - willkommen im Rollenklischee.
3. Hausfrau und Mutter - willkommen im Rollenklischee.
Wir sind ja gleichberechtigt. Erkennt man daran, dass Männer und
Frauen heutzutage relativ 50/50 in den Universitäten sind. Das ist
grandios. Frauen sind oft besser als Männer in der Schule, haben
bessere Abschlüsse, alles ist Klasse. Frauen haben Visionen von
Selbstständigkeit, beruflichem Erfolg und Familie. Kriegt man
heutzutage ja locker alles unter einen Hut, weil es ja Arbeitsteilung
gibt. Männer machen die Hälfte und Frauen die andere. Haushalt,
Kinder, alles wir gerecht geteilt. Denn das ist, was
Gleichberechtigung bedeutet und wir sind gleichberechtigt, oder?
Nein, leider nicht. Denn wenn man dann mal guckt, wer die Arbeit
aufgibt und zuhause bleibt, bei den Kindern, ist es erstaunlich oft
die Frau. Egal was für Träume von Karriere sie vorher hatte. Egal
ob sie vielleicht bessere Verdienstmöglichkeiten als der Mann gehabt
hätte. Gut, Kinder sind halt so 'ne Sache, kann man von mir aus so
argumentieren, aber bei der Hausarbeit sieht das ganze sicher anders
aus. HAHA! Die durchschnittliche Frau ist ordentlich als ich und hat
meistens einen Freund/Lebenspartner/Ehemann und macht den Großteil
der Hausarbeit, wenn nicht sogar die komplette Hausarbeit. Und ich
rede gerade nicht nur von den Frauen, die Hausfrau sind. Ich rede
auch von Frauen, die einen Vollzeitjob haben. Ich rede auch von
Frauen, die mit einem Mann zusammen leben, der weniger arbeitet als
die Frau. Trotzdem machen diese Frauen mehr im Haushalt als die
Männer. Entschuldigung, entsteht Dreck nur durch weibliche Pheromone
und sind wir deshalb verpflichtet sie zu beseitigen? Hat mein
Biolehrer vergessen mir zu erklären, dass sobald man ein
Y-Chromosomen hat, keinen Dreck produziert? Gut zu wissen. Frage mich
dann aber, warum es bei meinem Bruder aussieht wie Sau.
Also, kommen wir zum Punkt: Wir sind nicht gleichberechtigt. Damit
meine ich nicht nur, dass Frauen öfter als Männer ihre Arbeit
aufgeben, um für die Kinder zu sorgen [die meines Wissens nach von
beiden gezeugt wurden und nicht nur von der Frau. Das hat mein
Biolehrer nämlich nicht vergessen zu erklären.] oder das Frauen den
Großteil der Hausarbeit machen, nein ich meine damit auch, dass
Frauen weniger Verdienen als Männer – im gleichen Job wohlgemerkt
– und weniger oft an Führungspositionen kommen. Und dann gibt es
da die anderen Frauen, die Frauen, die sich auf ihre Karriere
konzentrieren und eben keine Kinder wollen. OMG! EINE FRAU DIE KEINE
KINDER WILL! VERBENNT DIE HEXE! Wie kann sie es wagen? Da hat sie
einen Uterus und will ihn nicht verwenden? Wir sind unglaublich
gleichberechtigt, bis es zu den alten Rollenklischees von Mann und
Frau kommt, die immer noch bewusst oder unbewusst in einem Großteil
der Gesellschaft verankert sind. Egal wie groß die Träume von
Frauen am Anfang ihres Studiums, ihres Arbeitslebens sind, landen sie
am Ende viel zu oft am Ende hinter dem Herd. Und während das sicher
auch toll ist, ist da doch irgendwas komisch, oder? [Und natürlich
gibt es Ausnahmen! Es gibt großartige Hausmänner, wundervolle
Väter, klasse gleichberechtigte Beziehungen. Ich bewundere diese
Beziehungen, ehrlich, nur brauchen wir mehr davon. Nicht weniger.
Bevor du deinem Freund das nächste Mal seine Wäsche wäschst,
überlege dir gut, warum du das tust und ob er das nicht vielleicht
selber kann.]
4. Jede Nacht Sex mit einem anderen mann ist das gottverdammte Recht jeder Frau.
4. Jede Nacht Sex mit einem anderen mann ist das gottverdammte Recht jeder Frau.
Slut-Shaming.
Wuhu. Tolles Thema, sehr beliebt im Internet. Geht ein bisschen in
die Richtung von Thema #2, nur noch ein bisschen krasser. Jetzt geht
es nicht mehr nur um das, was du trägst, sondern das was du tust.
Und weil der Post schon abartig lang ist, die ultrakurz Fassung: Du
kannst mit so vielen Männern schlafen wie du möchtest. Du kannst
auch mit gar keinen Männern schlafen. Ist beides völlig in Ordnung.
Du kannst genau das tun, was du möchtest und niemand sollte dich
dafür verurteilen. Aber [immer dieses scheiß aber] sei dir bewusst
warum du etwas tust, ok? Fühle dich nie dazu gezwungen, mit einem
Mann zu schlafen, nur weil es alle anderen auch machen. Oder weil es
das Bild in den Medien ist. Die Mädchen, die man im Fernsehprogramm
sieht, sind jung, hübsch und haben hemmungslos Sex. Mit allem was
bei drei nicht auf den Bäumen ist. Das ist auch völlig in Ordnung,
wenn man darauf Bock hat. Das gibt anderen aber nicht das Recht,
schlecht über dich zu sprechen, dich zu verurteilen oder dich
„Nutte“ oder „Schlampe“ zu nennen. Du kannst dein Leben so
genießen, wie du es möchtest! Und bei Männern sagt ja auch niemand
„WAS? Du hast mit zehn Frauen geschlafen? Ist schon ein bisschen
billig!“ [oh und sollte irgendjemand jemals zu dir sagen „Ein
Schlüssel, der in jedes Schloss passt, ist ein toller Schlüssel,
aber ein Schloss, in das jeder Schlüssel passt, ist nutzlos“ hast
du offiziell von mir die Erlaubnis, ihm in seine Geschlechtsteile zu
treten.] Wo ist die Gleichberechtigung hier?
Ich
könnte noch unheimlich viel mehr dazu sagen. Werde ich auch. Immer
mal wieder in einem Post. Denn es gibt eine Menge, über die wir
reden sollten, über die wir nachdenken sollten. Eine Menge, mit der
wir uns kritisch auseinander setzen sollten. Und wenn du irgendetwas,
was ich sage und schreibe, nicht nachvollziehen kannst oder für
absoluten Schwachsinn hältst, ist das ok. Sag es mir, wenn dir
danach ist. Lach mich aus, wenn dir danach ist. Ist alles vollkommen
ok, aber wenn du auch nur einmal gedacht hast „Ich bin zwar kein
Feminist/keine Feministin, aber eigentlich sollte jeder tragen können
was er möchte/aber eigentlich ist Mädchen wirklich ein scheiß
Schimpfwort/aber eigentlich ist das wirklich komisch, dass nur Frauen
ihre Karriere zurück stellen/aber eigentlich ist slut-shaming das
dümmste auf diesem Planeten“, dann muss ich dir leider sagen:
„Shit, ich fürchte du bist Feminist.“
with Love
xoxoxo