Ich verstehe das Leben immer noch nicht. Mit viel Ironie und schlechtem Humor versuche ich es zu meistern. Den kleinen Problemen des Alltags stelle ich mich furchtlos entgegen und weine nächtelang wegen der Großen.
Alles in der Hoffnung, mir nicht eines Tages den Kopf zu rasieren und ohne Unterwäsche aus dem Auto zu steigen. Ach, was wären wir alle nur ohne Hollywoodskandale?
Über Kritik zu meinem Versagen in Grammatik, Rechtschreibung und Zeichensetzung würde ich mich tatsächlich freuen.

Montag, 13. Mai 2013

We need to concentrate on more than meets the eye

We need to concentrate on more than meets the eye

to Anna

Eigentlich wollte ich ja einen Rhythmus aufbauen, regelmäßig Dinge bloggen, in einem bestimmten System an dem Blog arbeiten, aber es scheint als soll es einfach nicht so sein. Aus aktuellem Anlass schmeiße ich mich voll ins Thema. Meine momentane Leidenschaft ist Sexismus, Geschlechterunterschiede und wie die Medien das ganze beeinflussen und lenken. Dazu kommt nächsten Samstag ein wundervoller Blog-Eintrag, aber wie gesagt, ich muss ein wenig vorweg greifen.
Wir kennen vermutlich alle Merida. Der aktuelle Disney-Film, der sogar einen Oscar gewonnen hat. Entweder man mag den Film oder man mag ihn halt nicht, ich persönlich fand ihn nicht gut. Die Handlung war flach – nun gut, es war Disney, was erwarte ich? – die Witze im Vergleich zu anderen Disney-Filmen nicht gut und mich hat die Stimmung auch nicht berührt. Aber was keiner von uns leugnen kann ist, dass Merida doch ziemlich emanzipiert war. Oder für alle, die das Wort emanzipiert nicht mögen: sie war stark, selbstbewusst, eigensinnig, ein dickköpfiges, zickiges, echtes Mädchen. Natürlich ist das nicht sonderlich schwer, wenn die Vorgängerinnen Schneewittchen oder Ariel heißen. Keiner möchte leugnen, dass Disney nicht an seinem präsentierten Bild der Frau gearbeitet hat. Es ging Stück für Stück aufwärts, wir hatten Mulan, Rapunzel mit der Bratpfanne und Tiana, die ihrem Traum folgte. Merida war zu all dem der bisherige Höhepunkt, sie hatte endlich keinen Kerl. Es ging wirklich nur um sie [und ihre Mutter]. Das hat sich super verkauft, der Film hat Disney mal wieder Millionen an glänzenden Dollar eingebracht – um genau zu sein 550 Millionen2. Als Dank wurde die rothaarige Schottin in die Riege der Disney-Prinzessinnen aufgenommen [auch so eine Sache, die sich tierisch gut verkauft für Disney. „Der Umsatz der Produktlinie Disney-Prinzessinnen schnellte von 136 Millionen Dollar im Jahr 2001 hoch auf 1,3 Milliarden Dollar 2003 und stieg 2007 nochmals auf vier Milliarden Dollar.“1 Diese nicht ganz aktuellen Zahlen mal ganz kurz auf sich wirken lassen und – wenn man eine Minute Zeit hat – dabei gleichzeitig über die Werte, die Disney-Prinzessinnen im allgemeinen vermitteln, nachdenken. Danke.].
Hier nun ein Bild von Merida, nachdem Disney noch mal über ihr Charakterdesign gegangen ist und sie „aufgehübscht“ hat, damit sie nun einer Prinzessin würdig ist und sich neben Dornröschen und Jasmin nicht blamiert:
2

Nehmt euch wirklich einen Moment und schaut euch die beiden Bilder und die Unterschiede an. Man kommt sich ein bisschen vor wie bei „Finde die fünf Fehler im Bild“, nicht wahr? Oder bei diesen mittlerweile sehr beliebten „Vor-Photoshop“ und „Nach-Photoshop“ Bildern von Prominenten. Wo Katy Perrys Brüste angehoben  und Jennifer Lawrence Oberschenkel schmaler gemacht werden [finde gerade das Beweisbild dazu nicht, sorry]. Die Unterschiede in den Bildern sind klein und doch so extrem krass. Mir fallen gerade kaum Worte zu Merida ein, deshalb hier die treffenden Worte der Schöpferin von dem Film: x. Ziemlich interessant, was sie dazu zu sagen hat.
Wie von ihr in dem Artikel erwähnt, sind die Hauptunterschiede von der alten zur neuen Merida die verschmälerte Hüfte, das gebändigte Haar, die riesigen Augen, das glitzernde Kleid und die Schmolllippen. Und natürlich kann man nun argumentieren, Mädchen mögen schöne Puppen lieber. Mädchen mögen lieber Kleider die glitzern. Aber wie der Artikel mehr als deutlich ausdrückt, hat Disney es gar nicht nötig sie zu verändern. Im Gegensatz zu mir mochten Kinder diesen Film. Er hat sich bereits verkauft und ich zitiere jetzt Brenda Chapman – Schöpferin von Merida: „[Disney] wurde die Möglichkeit, ihren Kunden etwas mit mehr Substanz und Qualität – DAS SICH VERKAUFT HAT – zu bieten, auf einem silbernen Tablett überreicht und sie haben diese Möglichkeit aufgrund ihrer engstirnigen Meinung, was sich verkauft, nicht beachtet. Ich habe vergessen, dass es Disneys Ziel ist, Geld zu verdienen ohne sich über Richtigkeit der Methoden Gedachten zu machen.“2
Ich bin ehrlich gesagt ziemlich enttäuscht von Disney. Logischerweise werden nun hunderte von Stimmen kommen, die der festen Überzeugung sind, dass ich und Brenda Chapman übertrieben. Aber tun wir das? Es geht hier um Kinderspielzeug. Muss es denn so stark sexualisiert werden? Durch die Wegnahme des Bogens wird ihr im Grunde ihre Selbstständigkeit genommen. Stattdessen wird sie in ein glitzerndes Kleid gequetscht, wogegen sie sich im Film so gewehrt hat. Ihr wird das weggenommen, für das sie gekämpft hat. Ihr eigener Wille wird ihr damit symbolisch gebrochen, stattdessen unterzieht man sie einer Schönheitsbehandlung. Ihr Charakter rückt in den Hintergrund und ihr Aussehen wird betont. Ist doch egal, was sie sagt, was sie denkt, was sie ausmacht. Jetzt ist sie hübsch. Genau das ist die Botschaft die man damit schon jungen Mädchen vermittelt. Wenn ich so darüber nachdenke, ist genau das gleiche mit Mulan passiert als sie zur Disney-Prinzessin wurde. Ihr hat man die Uniform und die kurzen Haare – ihre eigene Entscheidung, ihre Stärke, ihren Kampfgeist, ihre Liebe zu ihrem Vater, ihr Kampf gegen Tradition – genommen und dafür hat man sie in einen Kimono [oder wie man das Ding in chinesisch nennt] gesteckt, in dem sie sich laut Film nicht mal wohl fühlte. Sie konnte nichts damit anfangen, eine traditionelle, chinesische Schönheit zu sein. Darum dreht sich der ganze Film. Darum dreht sich auch die ganze Fortsetzung. Wir haben also zwei Filme, die davon handeln, dass Mulan nicht die traditionelle, lächelnde Prinzessin ist und dennoch wird sie als solche verkauft. Im Kleid, charakterlos, einfach ein weiteres hübsches Gesicht. Die Botschaft ist eindeutig: niemand interessiert sich für deine Überzeugung, deine Taten, deine Träume, man interessiert sich nur dafür, wie du aussiehst. Und wir drücken es unseren Kindern in die Hand und wundern uns, warum Mädchen schon mit fünf Jahren an Diäten denken.
„Statt dass sich Freiheit und Potential der Frauen voll entfalten könnten, definiert die neue hypersexualisierte Kultur weiblichen Erfolg neu, und zwar ausschließlich im engen Rahmen der sexuellen Anziehungskraft.“3

with Love
xoxoxo



1 Walter, Natasha: Living Dolls. Warum junge Frauen heute lieber schön als schlau sein wollen. Übersetzt v. Gabriele Herbst. Frankfurt am Main 2011. Seite 165.
2 Liberatore, Paul: 'Brave' creator blasts Disney for 'blatant sexism' in princess makeover. (http://www.marinij.com/millvalley/ci_23224741/brave-creator-blasts-disney-blatant-sexism-princess-makeover, Zugriff am 12.05.2013)
3 Walter, Natasha: Living Dolls. Warum junge Frauen heute lieber schön als schlau sein wollen. Übersetzt v. Gabriele Herbst. Frankfurt am Main 2011. Seite 22

1 Kommentar:

  1. Hey, das Buch koennte dich vielleicht interessieren... http://www.amazon.de/Cinderella-Ate-Daughter-Girlie-Girl-ebook/dp/B004DI7M2Y/


    Im Vorwort sind ein paar interessante Sachen zu den Diney Prinzessinen x3

    xxx

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